Den Sprung von einer begeisterten Osho Sannyasin zur radikalen advaita Lehre und in die Schülerschaft von OM C. Parkin kann ich jetzt in der Reflektion bezeichnen als Weg einer pubertierenden Sucherin auf dem spirituellen Weg in die erwachsene Schülerschaft eines wahrhaft inneren Weges. In der Zeit mit Osho habe ich mir Erleuchtung wie einen Knall vorgestellt, mit dem dann ein für alle Mal meine Probleme beseitigt würden.
Zitat von OM: „Erleuchtung ist nicht der große Knall. Jetzt ist ein gewöhnlicher Moment. Unendliches, stilles Gewahrsein nimmt kein Ende.“
Als Schülerin von OM bin ich seit 20 Jahren mit der advaita Lehre, wie sie durch ihn vermittelt wird. Hier begegne ich einer Lehre, die so radikal ist, dass ich mich an nichts mehr festhalten kann, von dem ich glaubte, dass es spirituell wäre.
Advaita, was bedeutet Nicht-Zweiheit, ist ein seltsamer und für meinen Geist ungewohnter Ausdruck, der auf die Einheit hinweist. Nicht-Zweiheit deutet mit dem Finger auf den Mond. Der Finger, der auf den Mond deutet, zeigt in Richtung der Einheit. Ein Fingerzeig auf dem inneren Weg, der die Richtung weist, aber mir die Erforschung dessen, den Erkenntnisweg selbst nicht abnimmt. Auch Osho hat immer wieder von diesem Bild gesprochen. Er sagte: der Finger, der zum Mond zeigt, ist nicht der Mond.
Es reicht nicht aus, dorthin zu blicken und wartend stehen zu bleiben. Der Weg dorthin ist unbekannt, manchmal schwer und mühsam, manchmal leicht. Er kann nur gegangen werden, Schritt für Schritt. Und es können Sprünge möglich sein. Alles ist möglich. advaita ist ein paradoxer Weg, er lässt sich nicht mit dem Verstand begreifen.
OM schreibt dazu in seinem Buch Intelligenz des Erwachens: „advaita ist die paradoxe Lehre der Vereinigung des Unvereinbaren, die Hochzeit des Absoluten mit dem Relativen, die Nicht-Zweiheit vereinigt mit der Zweiheit. Hättest du mich noch im Jahre 1993 gefragt: „Was ist das Ziel des inneren Weges?“, so hätte ich geantwortet: die Erkenntnis des SELBST. Heute würde ich differenzierter antworten, um das Vereinigungsverständnis zu verdeutlichen: die Erkenntnis des SELBST und die Verwirklichung des höchsten Potentials des Menschseins, ruhend im SELBST“.
Wie beginnt so ein Weg überhaupt und wer ist bereit, ihn auf sich zu nehmen?
Die Menschen, die sich bewusst geworden sind, dass sie leiden! Das sogenannte Leidensbewusstsein ist die Grundlage, sich auf den inneren Weg einlassen zu können – für meinen Geist klingt das nicht gerade einladend.
Was ist mit diesem bewussten Leiden gemeint? Jeder Mensch leidet unter verschiedensten Lebensumständen, die er mehr oder weniger verzweifelt versucht zu verbessern – in der Hoffnung, er würde doch irgendwann glücklich werden mit einer erfüllten Beziehung, der wertschätzenden Arbeit, mit mehr Geld, mehr Ruhe, mehr Gesundheit usw.
Erst wenn wir vom Mond hören, von etwas, was uns innerlich wieder eint und aus der Vielheit und Zweiheit in die Nicht-Zweiheit bringen kann, dann machen wir uns auf den inneren Weg. Ich höre immer wieder Worte in dem Sinn, dass wir die Einheit im Grunde schon kennen, weil wir aus ihr kamen, doch dann aus ihr herausgefallen sind. Doch mir ist auf diesem Weg bewusst geworden, dass der Zustand der paradiesischen Einheit, den wir vorgeburtlich und als ganz kleines Kind erlebt haben, ein unbewusster war. Und jetzt ist unsere Aufgabe, diesen bewusst wieder zu erleben und zu entfalten.
Der Weg könnte jetzt zu Ende sein, indem ich einfach aufhöre, zwei zu sein. Was hindert mich daran? Woran halte ich fest? Welche inneren Werkzeuge brauche ich und kann ich überhaupt etwas tun?
OM vermittelt in der Mysterienschule eine Form der Inneren Arbeit, die uns genau diese Werkzeuge an die Hand gibt, mit denen wir die vielfältigen Mechanismen des fixierten Egos und seine Fallen erkennen können. Wir können direkt und in Innenschau sehen, wie wir Zweiheit kreieren und dafür Verantwortung übernehmen.
„Die Lehre von advaita, der Nicht-Zweiheit, ist harmlos und unbedeutend als philosophisches Konzept. Heiß ist die lebendige Einswerdung mit diesem Augenblick.“ (OM C. Parkin)
Unermüdlich vermittelt er all das, was wir nicht sind und zeigt auf, was wir wirklich sind. Doch wer nimmt das in Empfang? Und wie lange hält es an, was ich aufgenommen habe und im Begriff bin, zu verinnerlichen?
Da mein Geist ein von Angst getriebener ist, bin ich schnell und schnell wieder weg – sowohl von unangenehmen als auch von tiefen, verinnerlichten Momenten. Das ist sehr schmerzhaft zu sehen. Diese Wegbewegung ist so stark in mir, dass ich das ungeduldige, unruhige und scheue Pferd am Zügel festhalten muss, damit es auf dem inneren Weg bleibt. Ich muss mit diesen Gegenkräften rechnen, ich muss sie kennen, damit ich ihnen nicht blind folge. Es geht für mich darum zu realisieren, dass ich allein verantwortlich bin für meine Weg-Bewegungen und damit das Zurückkehren an die Oberfläche, nach bisher jeder tiefen Erfahrung, nach erhellenden Momenten erlebten Einsseins.
Die kindliche Vorstellung vom großen Knall hat sich verabschiedet, weil der große Knall nie so eingetreten ist. Ganz allmählich haben sich stille Momente des Gewahrseins, wer ich wirklich sein könnte und bin, eingestellt. Es gab diese Momente der Gewissheit, ich habe sie wieder verlassen. Ich muss mich erinnern und den Gegenkräften ins Auge sehen. Diese suggerieren mir, dass es noch vieles zu erreichen gibt im Leben, verführen mich auf schlaue Art und Weise, bezweifeln, was sich soeben ereignet hat und jagen mir Angst ein. Diese Stimme habe ich kennen gelernt und weiß darum, wie sie wirkt. Dennoch – es ist nicht leicht, diesen Verführungen zu widerstehen.
Auf dem advaitaCongress vor zwei Jahren geschah etwas sehr Erstaunliches: den Worten der verschiedenen Formen von advaita Lehrern (OM, Igor Kufajev, Unmani und Sumiran) zu lauschen, brachte mich in einen offenen, fließenden, tiefen inneren Raum. Ohne mein Zu-Tun hat das Gefäß der Seele dankbar empfangen. Die Lehre floss in die Zellen ein, Erfahrungen wurden zu Einsichten, eine tiefe Ruhe breitete sich in mir aus. Ich fühlte eine Weitung des Bewusstseins in der Präsenz dieser großartigen und in ihrer Art sehr verschiedenen Lehrer. Jeder vermittelte auf seine Weise die Lehre. Es gab keine Möglichkeit, an DER einen Lehre festzuhalten oder besser ausgedrückt: an der einen Form der Lehre festzuhalten.
Es wurde mir gezeigt, dass es zwei Welten gibt: eine reale, von der ich auf diesem Kongress einen Geschmack bekommen habe, und eine parallele, in der sich der denkende Geist mit seinen Projektionen aufhält und seine „eigene Realität“ erschafft.
Ich fühlte mich reich beschenkt. Alles in mir verlangsamte und vertiefte sich.
In diesem Moment des Schreibens und der Reflektion bin ich damit verbunden. Die Einsichten, die ich gewonnen habe, möchten sich vertiefen, indem ich meinem wahren Wunsch nach Einheit, nach Wahrheit und Freiheit folge. Das ist immer möglich, wenn ich mich entscheide. Und in diesem Sinne freue ich mich auf die vertiefende Auffrischung im nächsten advaitaCongress in Thalheim.
Elvira
Weiterführende Empfehlung:
3.-7. November 2021
advaitaCongress „Falling deeper“
Begegnung mit der männlichen Seele
mit OM C. Parkin, Igor Kufayev, Sumiran, Unmani
https://www.advaitacongress.com
2. September 2021 & 19. Juni 2022
Vortrag OM C. Parkin:
advaita – höchste Lehre und Einfachheit des Seins
https://om-science.com/veranstaltung/advaita-hochste-lehre-einfachheit-des-seins
Weiterführende Literatur
- Intelligenz des Erwachens – Die spirituelle Neugeburt des Menschen
- Spirituelle Meisterschaft – Lehrer und Schüler auf dem inneren Weg
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