Der Weg ins Menschsein

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Der Weg ins Menschsein

Der Begriff des inneren Weges berührt mich: unseren Lebensweg zu gehen und aus inneren Augen zu sehen. Aus dem innersten Wesen heraus zu erleben, was auch immer gerade geschieht und kein Interesse daran zu haben, dass etwas (Bestimmtes) geschieht, das schmeckt für mich nach dem wahren Leben. Innen ist dann nicht „spirituell“, und vor allem nicht „spirituell korrekt“. Innen ist das Herz, die Intimität mit mir, die klare Sicht, eine Nähe zur Glut und die wahrhaftige Suche nach dem, was ewig IST.

Ich habe allerdings feststellen müssen in den vielen Jahren meines Weges, dass die Annäherung an Wahrheit oftmals verbunden ist mit einem Eingeständnis „meiner Unwahrheit“. Was verstehe ich, was versteht das ICH unter einem inneren Weg? Was sehe ich in der Spiritualität – einem Wort, das wir auf verschiedenen Ebenen verstehen können.

Wenn wir uns diese Fragen stellen, werden wir sehen, dass es möglicherweise nicht so wichtig ist, wie unser spiritueller Weg aussieht, sondern vielmehr WER ihn geht. Wer in uns möchte denn einen spirituellen Weg gehen? Was versprechen wir uns davon? Und so finden wir ehrlicherweise immer wieder jemanden in uns, der weiter, reifer und besser sein möchte als ein gewöhnlicher Mensch; der sein Idealbild von sich selbst und seinem Leben als spirituelle Reifung und seine Rastlosigkeit und sein Streben als Suche nach Gott oder der Liebe versteht. Wir finden vielleicht jemanden, der seine Ruhe haben möchte und sich die Erleuchtung als einen paradiesischen Zustand ohne unangenehme Empfindungen und Gefühle vorstellt. Es gibt so einige Missverständnisse in unserem Geist, denen wir begegnen, unausweichlich, auf unserem Weg nach innen.

Vor einiger Zeit und nachdem ich schon viele fruchtbare Erkenntnisse auf meinem Weg geerntet hatte, stellte ich doch fest, wie tief die Überzeugung verwurzelt ist, dieses „gemeine Ego“ beseitigen zu wollen. Ist es nicht unser Ego, was der Wahrheit unserer Selbst im Wege steht? Und wäre es nicht schön, wir hätten es endlich mal überwunden? Wie kann das nur sein, dass wir immer wieder an Macht interessiert, feige, neidisch, stolz, geizig, gierig, zornig sind, obwohl wir doch die besten Absichten haben?

Nun ja, zwei Herzen schlagen ach in unserer Brust. Und dieser innere Weg, er ist auch immer wieder ein Ringen. Er führt uns an das heran, was wir nie wollten, nie sein wollten, nie berühren wollten. Er stellt gefährliche Fragen an uns und damit unsere bekannte Sicht auf uns selbst und die Welt, auf einen Lehrer, die Liebe, unsere Ethik und Geschichte in Frage. Die Wahrhaftigkeit mit uns selbst zeigt uns immer wieder, wo wir stehen auf unserem Weg. Und dann sehen wir, dass wir manchmal „innen“ stehen, im Herzen, in unserem Wunsch nach Wahrheit, in Demut und Offenheit. Und manchmal stehen wir „außen vor“, in unseren Vorurteilen, unserer Abwehr, unserer Feigheit oder Bequemlichkeit. Das können wir uns ehrlicherweise zugestehen und die Augen dafür öffnen.

Was mich trägt in all den Jahren, was mir die Hand reicht, wenn ich nicht weiterweiß, was mein Vertrauen in der Tiefe nährt und mich die frische, ungetrübte Freude fühlen lässt, das ist die Liebe. Die Liebe zeigt, dass alles dazu gehört auf diesem Weg. Alles darf den Raum betreten, gesehen und gefühlt werden. Warum etwas von vornherein ausschließen? Noch kennen wir es doch gar nicht, wissen noch nicht, worum es wirklich geht. Wollen wir es wissen? Wollen wir herausfinden, was natürlich durch uns kommt? Und was unsere vorgefassten Konzepte vom Leben, der Realität und vor allem uns selbst sind?

Wenn wir dies unterscheiden lernen wollen, ist der innere Weg ein Experiment, ein offener Forschungsraum, der unseren inneren Diamanten schleift. Und auf diesem Weg gibt es viel zu lernen. Und es gibt Weggefährten, Menschen, die diesen Weg mit mir beschreiten und den Wunsch nach Liebe und Wahrheit teilen. Ob ich sie persönlich sehr mag oder sie gut kenne seit langer Zeit, ist dabei erstaunlich unwesentlich. Es gibt eine (manchmal auch unangenehme) Nähe im wahrhaftigen Zusammensein, die für mich der Kern und der Sinn der menschlichen Gemeinschaft ist.

In diesem Sinne freue ich mich und bin gespannt auf das, was wir teilen in diesem Blog und wie dieses Medium uns unterstützen kann auf einem inneren Weg, den jeder von uns mit Bauch, Herz und Kopf, ganz praktisch und von dort aus, wo wir im Leben stehen, geht.

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4 Kommentare

  1. Anne-Marie

    DANKE für diesen eindrücklichen Text…
    Innere Befreiung geschieht über die SELBST-REFLEKTION…
    Ich kann meinem Seelenheil nicht einfach etwas NEUES überstülpen, ehe mir mein SEIN nicht
    annährend bewusst ist…Das „ALTE FESTSITZENDE,“ es wird (über Verhalten) immer wieder durch-
    scheinen…Versuche selbst, so gut es mir gelingt, mal mehr mal weniger, in der inneren Wahr-nehmung zu folgen, mit dem Ergebnis, dass LICHT in mein System einfallen kann…
    Vergleichbar mit dem weg-schieben eines „SCHWEREN“ Vorhangs…Sobald dies geschieht, zeigt sich das LICHT- das REINE usw.
    In DANKBARKEIT für ALLES das ist und NICHT ist
    Anne-Marie

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    • Redaktionsteam - Born to Be

      Liebe Anne-Marie, vielen Dank für dein Teilen und für deinen wertvollen Hinweis, dass es auf dem inneren Weg um Sehen geht und nicht um „etwas zu verbessern“ – so höre ich deine Worte. Von Herzen, Katrin

      Antworten
  2. Manfred Fölttinger

    Liebe Luna
    Dein Artikel hat mich sehr berührt.
    Ich habe vor 2 Jahren, nach einem Kopfsturz beschlossen : weniger ist mehr“, sodass ich mich entschloss, nach 40 Jahren das Rauchen aufzugeben, mich von meiner lieben Frau, von unserem Haus und ich mich nach 30 Jahren von meiner Lehrerstelle zu trennen. Ich wollte reisen, ehrenamtlich tätig werden und meine Heilertätigkeit wieder aufgreifen. Als alles in Bewegung kam , begann ich nach 1 Jahr wieder zu rauchen und es stellten sich postwendend Ausschläge im Gesicht am linken Schienbein ein und ich wurde immer wieder von Erschöpfungsattacken heimgesucht. Ich bin sozusagen wirklich guten Willens, aber mein Körper signalisiert mir Stopp.
    Ich weiß nicht was ich tun soll. Ist es Strafe- was soll ich lernen. Ich komme einfach nicht weiter.
    Vielleicht hast Du eine Intuition die mir helfen könnte. ich verbleibe mit lieben Grüßen.
    Manfred

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    • Redaktionsteam - Born to Be

      Lieber Manfred,
      ist es „Strafe“ oder ist es die Konsequenz deines Handelns, die du erfährst? Die eine Sicht entspringt aus einem kindlichen Geist, der sich von Gott ungeliebt fühlt. Die andere schenkt dir die Verantwortung und damit Kraft zurück. Vielleicht ist es das, was du zu lernen hast? Die Verantwortung wieder an dich zu nehmen für das, was du lebst und erlebst.
      Danke für dein Teilen und herzliche Grüße
      Luna

      Antworten

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