Starlink – Reflexionen über das Göttlich-Weibliche

"

Beitrag ansehen

Starlink – Reflexionen über das Göttlich-Weibliche

Wenn du irgendwann einmal abends in den Himmel schaust, siehst du vielleicht eine lange Reihe von Lichtern, die sich in einer seltsam geraden Linie über den Himmel bewegen – seltsam im Sinne von „es gibt keine geraden Linien in der Natur“. Dann hast du gerade die Starlink-Satelliten erblickt, die Elon Musk, dem milliardenschweren Risikokapitalgeber und Verfechter einer düsteren Zukunft auf dem Mars, einem staubigen, kalten, von extremen Gegensätzen geprägten Wüstenplaneten, gehören und ein Schauspiel, das von ihm inszeniert wurde.

Und dann ist da noch die KI. Die Entwicklung künstlicher Intelligenz hat einen Aufschrei unter Wissenschaftlern, Politikern, Philosophen, Pädagogen und Sozialexperten sowie unter einfachen Bürgern ausgelöst und birgt ein enormes Potenzial zum Guten wie zum Schlechten.

Es wird immer schwieriger zu unterscheiden, was real und was nicht real ist. Und die Dinge ändern sich schnell. Die Klimakrise und das sich auflösende Gefüge des Lebens – sozial, politisch und spirituell – geben Anlass zu großer Sorge. Während das moderne Leben immer stärker von Verzerrung, Fragmentierung und Entfremdung geprägt wird, bieten religiöse „rauf und raus“- Philosophien spiritueller Transzendenz unseren Seelen keinen Schutz mehr, wie sie es in den vergangenen Jahrtausenden getan haben. Wir Menschen sind wie Flüchtlinge, Opfer eines endlosen Krieges, verängstigte Waisen, die sich verirrt haben. Überall fragen sich die Menschen: Wie können künftige Generationen die kommenden Zeiten überstehen?

Der Weg in die Zukunft entsteht in jedem einzelnen Menschen. Überall zeigt sich eine gemeinsam gefühlte Sehnsucht nach dem Göttlich-Weiblichen. Sie ruft uns nach Hause, ruft uns auf zum rechten Umgang mit Mutter Erde und dem Kosmos, der dem modernen menschlichen Zukunftsstreben Vernunft und Seele verleiht.

Es klingt einfach, aber nach Tausenden von Jahren der Verleugnung und Verdrängung müssen wir wiederentdecken, was unsere Vorfahren schon wussten. In der gesamten alten Welt wurde das Göttlich-Weibliche als die ursprüngliche kosmische Kraft verehrt, die aus dem formlosen Jenseits hervorquillt und sich als Schöpfung ausbreitet. Sie bewegt die menschliche Phantasie als Göttin in vielen Formen und mit vielen Namen, und doch hat sie alle Geschlechter, schließt alles ein. Sie war „Sophia“ oder die Weisheit in Griechenland, „Hakima“ in der aramäischen Sprache zur Zeit Jesu.

Das Göttlich-Weibliche führt zu Weisheit, weil Es das Leben als Wirklichkeit begreift. „Der einzige Weg zu Gott führt über das Weibliche“ ist eine Lehre des klassischen Tantra, die auch mein eigener Lehrer, Lee, viele Male auf verschiedene Art und Weise gelehrt hat. Gerade das Göttlich-Weibliche kann uns Fingerzeige geben bezüglich des Rätsels unserer Zeit: Ist da etwas furchtbar schief gelaufen, oder ist das alles Teil eines göttlichen Plans?

Das Göttlich-Weibliche ist die Kraft, die unsere Evolution und Kreativität entfacht und die menschliche Erfahrung zu einem alchemistischen Prozess macht. Sie verbindet uns wieder mit unserem heiligen Instinkt, mit der angeborenen Weisheit des Herzens, mit dem Atem des Lebens und unserem eigenen Ein- und Ausatmen. Sie ist die Große Natur, die Mutter der fünf Elemente der Schöpfung – Raum, Luft, Feuer, Wasser und Erde -, aus denen wir geboren werden. Wir wenden uns intuitiv der natürlichen Welt zu, um uns zu regenerieren, zu verjüngen, uns wieder zu verbinden und uns zu erinnern. Wie die Rishis im alten Indien und die Schamanen der indigenen Völker überall, können wir die Geheimnisse des Lebens von Mutter Natur lernen.

Wenn wir modernen Menschen mit der Wirklichkeit leben, wie sie ist, sind wir in der Lage, weise Unterscheidungen zu treffen zwischen dem, was unwirklich ist, und dem, was wirklich ist, und das lässt spirituelle Vernunft in uns wachsen. Das geschieht ganz natürlich, organisch – eine kleine, zarte Flamme, die zu Liebe und Hingabe an das, was ist, wie es ist, erblüht. Das Göttlich-Weibliche unterstützt uns, schenkt uns Energie, Antrieb und Sinn in unserer alltäglichen Realität, führt uns auf unserem Weg über den großen Ozean des Seins. Indem wir zur Weisheit Zuflucht nehmen, haben wir auf ganz neue Weise am Leben teil.

Wenn ich mit der Wirklichkeit lebe, erkenne ich die Dynamik zwischen ihren scheinbaren Polaritäten als die eigentliche Magie, die das Leben geschehen lässt. Mutter Universum erzeugt ständigen Wandel in spiralförmigen Entwicklungen, denn der Name ihres Spiels ist Transformation. Raum und Zeit sind der Ort, an dem sie tanzt. In der Hindu-Mythologie trägt Ma Kali immer eine Damaru (eine einfache Trommel) in der einen Hand, um den Takt der Rhythmen der Zeit zu schlagen. Die große Göttin wird unweigerlich zerstören, um Platz für das zu schaffen, was aus ihrem evolutionären Impuls entsteht. Das gilt für die kosmische Ebene der Sterne und Galaxien ebenso wie für die Quantenebene der Teilchen und Wellen, für den Wechsel der Jahreszeiten oder die Lebensreise eines Menschen.

Der Tod kommt auf vielerlei Art und oft lange, bevor dieser Körper stirbt. Verlust, Trauma und Trauer könnten die Engel sein, die mich immer wieder besuchen. Auf dem Weg der Weisheit bereiten wir uns darauf vor, sie zu empfangen, das Heilige in ihrer Stimmung und ihrem Blick zu schmecken, selbst durch unsere Tränen hindurch. Ja, dieser Körper wird sterben. Alles, was ich in diesem Leben gesammelt habe, diese geliebten Beziehungen, diese erhabenen Konzepte, diese Poesie, diese Worte, diese Kunst und dieses Wissen, diese Kinder und Enkelkinder, diese Liebe zum Leben, wie ich es kannte, wird vergehen.

Das Ende fordert seinen Tribut. Gewissheiten, die wir für selbstverständlich hielten, zerbrechen. Enttäuschung und Herzschmerz breiten sich aus. Selbst die sorgfältig erarbeitete Architektur unserer spirituellen Praxis, Yoga, Gebet oder kontemplative Lebensformen der Vergangenheit, Rituale, Glaubensbekenntnisse und Dogmen, sind Ma Kali‘s Fluss der Zeit unterworfen. In Vernunft und Seele geerdet zu sein bedeutet, dass wir mit all den unangenehmen Realitäten arbeiten müssen, die die Wirklichkeit uns beschert. Wir müssen eine Beziehung zum vollständigen Menschsein verkörpern.

So wie die Erde ihre Sonne liebt, können wir lernen, diese Realität, in der wir leben und sterben, zu lieben und zu preisen. Mutter Erde lebt in vollkommener Harmonie mit der universellen Kraft, die Leben erschafft, bewahrt und zerstört. Die alten Kelten nannten die dreifache Spirale der drei Kräfte das Triskelion; in der hinduistischen Tradition sind es die drei Gunas. Wir Menschen erleben die Bewegungen der drei kosmischen Kräfte als Schicksal.

Für die alten Griechen galt Amor Fati oder „Liebe dein Schicksal“ als „die Formel für menschliche Größe“, weil sie zu Vertrauen, Hingabe und schließlich zu einem lebendigen Glauben führt. Mark Aurel schrieb: „Warum sollte ich Angst empfinden? Der Tod ist gewiss, was immer ich auch tue. Ich trage mein Schicksal mit Ehrfurcht, Glauben und Gelassenheit.“ Die göttliche Intelligenz der Weisheit (Sophia, Hakima) hat den Tod als Tor zu einem größeren Leben „entworfen“, und so wird das Schicksal zur göttlichen Bestimmung. Aber das sind nur Konzepte und Redensarten für uns moderne Menschen – bis wir durch radikale Veränderungen in der Zeit lernen, der grundlegenden Güte des Lebens zu vertrauen.

Vertrauen ist wichtig, denn es ist kein leichter Weg, mit dem zu leben, was wirklich ist. Um zu erkennen, was wirklich ist und was nicht, braucht man Mut und Demut. Läuterung führt uns auf neue Ebenen der Hingabe, des Bewusstseins und der Präsenz. Wir erwerben die Weisheit, den Unterschied zwischen Resignation, Hilflosigkeit und der Freiheit der Hingabe zu erkennen. Knallharte Ehrlichkeit uns selbst gegenüber ist notwendig. Das ständige Entstehen von Gewissen (Verantwortung), bewusstes Leiden und das Wandern in der Wildnis des Unbekannten werden unser alltägliches Tagewerk. Wir müssen uns ständig mit unseren Grenzen auseinandersetzen und an ihnen arbeiten. Wir müssen uns selbst auf der grundlegendsten Ebene genau kennen lernen – eine innere Arbeit, die den Boden der grundlegenden geistigen Gesundheit bestellt, uns wieder mit den Tiefen der Seele verbindet, unsere Füße auf der Erde verwurzelt, uns stärkt und darauf vorbereitet, anderen zu dienen.

Mutter Universum ist der wahre Starlink. Sie flüstert von Einheit, Ganzheit, Öffnung, Verbindung, der Beziehung aller Dinge und Wesen und ruft die Waisen nach Hause, damit wir uns an unseren natürlichen Platz in einem unendlich weiten Kosmos erinnern, der von ihren leuchtenden Fingerspitzen gesponnen wird. Die Weisheit sagt uns, dass wir aus Sternenstaub gemacht sind, wiegt uns in der Wahrheit, singt in unseren Herzen. Sie freut sich über unsere Freiheit, unser Staunen, unsere Kreativität, unsere Dankbarkeit und unser Lobpreis. Durch das Geschenk ihrer Gnade offenbart sie uns, dass Wunder geschehen.

Mary Angelon Young

Weiterführende Literatur:

Weitere Beiträge zum Thema:

0 Kommentare

Einen Kommentar abschicken

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Pin It on Pinterest

Shares
Share This