Yang Kraft – Aspekte der männlichen Seele

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Yang Kraft – Aspekte der männlichen Seele

Interview mit Steffen Wöhner auf Gut Saunstorf, März 2021

Frage: Es geht in unserem Interview um das Yang als eine der Urkräfte. Wie würdest du denn „Yang“ definieren? Von was sprechen wir dabei?

Steffen: Das Yin/Yang-Zeichen hat seinen Ursprung im chinesischen Daoismus. Das Yang wird dabei durch den weißen Teil ausgedrückt und symbolisiert das Licht, und das Yin, der schwarze Teil, steht für die Dunkelheit. Scheinbare Gegensätze. Es sind tatsächlich auch Polaritäten und gleichzeitig sind sie nicht voneinander getrennt (der weiße Punkt im schwarzen Raum und umgekehrt) und bilden ein Ganzes, was der Kreis darstellt. Sie sind eigentlich nicht trennbar und trotzdem, gleichzeitig, sind es Gegensätze. Sie fließen miteinander und ineinander, sind eins und trotzdem Gegensätze. Wenn wir jetzt über das Yang sprechen, dann meinen wir bestimmte ursprüngliche Qualitäten. Das Yang ist der männlichen Seele zugeordnet, das heißt, das ist das Aktive, Zielgerichtete, Schnelle, Monolithische, der nach oben gerichtete Kraftfluss, das Licht und der Himmel. Im Gegensatz zum Yin, was für die weibliche Seele steht, nämlich das Fließende, Raum gebende, Weite, Sanfte, auch die Dunkelheit und Nacht, die Erde. Das sind, verkürzt, die Aspekte von Yin und Yang. Wenn wir jetzt über das Yang sprechen, dann sprechen wir also über Aspekte, die wir der männlichen Seele zuordnen.

Frage: Yang-Kraft wirkt ja durch Mann und Frau und doch, ist es nicht natürlicherweise so, dass der Aspekt des Yang erst mal für den Mann steht, stärker durch den Mann wirkt? Daraus kommt die Frage: Was bedeutet es für den Mann, auch für seine Rolle in diesem Zusammenspiel, dass er dieses Yang verkörpert?

Steffen: Diese Frage muss man natürlich auf verschiedenen Ebenen beantworten. Es ist ja so, dass der Mann auf die Körperebene einfach einen männlichen Körper hat. Das ist eine Tatsache. Das heißt, er hat aus seiner körperlichen Anwesenheit heraus meist mehr Kraft als die Frau. Das Prinzip der Stärke, was auch dem Yang zugeordnet ist, gehört zu einem männlichen Körper, er ist von seiner Veranlagung muskulärer, stärker. Testosteron ist ein Hormon, was Aktivität und Aggressivität, Schnelligkeit etc. fördert. Das sind alles Aspekte des Yang. Auch auf der Ebene des Geschlechts kann man dieses Prinzip klar sehen: der Phallus steht für das Monolithische, auch das Durchdringende und das Aktive. Wenn wir jetzt also auf den Körper des Mannes schauen, dann ist er -mehr oder weniger- eine Verkörperung des Yang. Natürlich ist es so, dass das nicht bedeutet, dass dieser Mann automatisch mit seinem wahren Yang-Fluss in Kontakt ist, das bedeutet es überhaupt nicht. Es bedeutet auch nicht, dass Frauen kein Yang haben bzw. Männer kein Yin. Es fließen also Yin und Yang durch Mann und Frau. Die wesentliche Frage ist aber: Wie natürlich lasse ich diese fließen? Wo mischt sich ein Ich ein?

Frage: Wie ist denn die Beziehung der Männer zur Yang-Kraft? Auch im Zusammenspiel zwischen Mann und Frau?

Steffen: Ein großes Thema, das sich auch immer wieder in meinen Männergruppen zeigt, sind die Bilder und Ideale vom Mannsein, also Vorstellungen, wie „Mann“ zu sein hat, und was „männlich“ ist. Einerseits verkörpert der Mann ganz natürlich z.B. in einer Partnerschaft das Yang, die Führungskraft, das aktive, vielleicht auch das schützende Prinzip. Andererseits bekämpft oder hemmt er diese Qualitäten oft in sich, fühlt sich also schwach und bemüht sich dann, das Bild eines starken Mannes zu imitieren – wie ein Kind, das erwachsen spielt.

Es ist sehr wichtig, immer wieder zu unterscheiden: Was kommt aus dem Denken und was kommt aus dem natürlichen Fluss? Kommt meine Handlung aus einer natürlichen, in sich gegründeten Kraft und Autorität? Oder gibt es eine Bemühung, Stärke zu zeigen, die ich gar nicht fühle und die Schwäche abzuspalten in den Schatten; das passiert ja vielen Männern.

Frage: Ja, Leistungen zu bringen, die im Moment gar nicht da sind, um z.B. einem Heldenbild zu entsprechen.

Steffen: Ja, genau.

Frage: Das, was du jetzt schon ansprichst, führt zu meiner nächsten Frage: Das Yang steht ja auch für den Vater, für das Prinzip und den Archetyp des Vaters, der – als Ausdruck von Autorität –  auch begrenzend wirkt. Und dabei wird ja auch immer wieder sichtbar, dass gerade diese Kraft der Autorität oft nicht wertgeschätzt oder sogar abgelehnt wird.

Steffen: Man muss schon sagen, dass es, wenn man sich die Geschichte der Männer und das Wirken der männlichen Seele besonders in Deutschland anschaut, eine sehr tiefgreifende Wunde gibt. Wenn man sich vorstellt, wie viele Millionen Männer im Krieg geblieben, dort gestorben sind und dann nicht mehr anwesend waren als Verkörperung des Yang, dann kann man spüren, dass hier ein wirkliches Loch entstanden ist, ganz real. Dies ist ein inneres, systemisches Thema, dem sich jeder deutschstämmige Mann stellen müsste. Wir sind systemisch verbunden mit den Vätern, mit den Großvätern und Urgroßvätern und damit auch mit einem Generationenbruch durch den Krieg. Die meisten Männer sehnen sich eigentlich nach dem Vater, sehnen nach der natürlichen Autorität. Aber sie wenden sich dieser Wunde nicht zu. Das ist der eine Teil. Der andere Teil ist ja, dass die Yang-Kraft und Autorität im dritten Reich massiv missbraucht wurde durch falsche Autorität und falsches Heldentum, bzw. Feigheit. Was bleibt, ist ein tiefes Misstrauen und die Ablehnung gegen jede Form von Autorität und auch gegen die Väter. Damit lehne ich aber den inneren Vater und das Wirkprinzip des Archetyps des Vaters innerlich ab und es steht mir nicht mehr als Yang-Kraft zur Verfügung.

Das alles wirkt immer noch oder ist sogar gerade auf einem Höhepunkt angelangt. Wo gibt es denn noch natürliche Autoritäten? Wenn ich nüchtern schaue, dann gibt es sehr wenige Männer, aber auch Frauen, von denen ich sagen würde, dass sie wirklich in ihrer natürlichen Kraft und Autorität ruhen. Autorität ist ja fast schon etwas Verpöntes. Das hat natürlich tiefgreifende Auswirkungen, auch auf dem spirituellen Weg. Denn wenn ich Autorität heimlich oder offen ablehne, kann ich nicht lernen, forschen und mich führen lassen. 

Das sehe ich oft, wenn Menschen in Kontakt kommen mit meinem Lehrer OM. Oft stehen sie dieser natürlichen Autorität und Kraft, die durch ihn kommt, eher misstrauisch gegenüber. Das würden sie so vielleicht nicht offenbaren, aber in der Tiefe gibt es eine Weigerung bei vielen, sich führen und begrenzen zu lassen. Denn das macht das Prinzip des Vaters. Und dann ist da der Sohn, der sich vom Vater trennt und meint, er kann das besser und er geht einen besseren Weg. Der Sohn, der sich einerseits nicht vom Vater im Herzen berühren lässt und der sich auf der anderen Seite auch nicht begrenzen lässt, eine natürliche Autorität hört und sich auch mal führen lässt.

Frage: ..und dadurch ja auch Führen erst lernen kann.

Steffen: Richtig, so ist es. Erst dann kann ich überhaupt meine natürliche Autorität finden und das bekommen viele Menschen nicht zusammen: Dass ich mich – gerade in Situationen, in denen ich an Grenzen geführt werde und innerlich ringe – einer Führung anvertrauen kann, von ihr Hinweise auf meinen Geist bekomme und somit selbst in eine Kraft, Autorität und Führung finde. Die Frage ist ja, in wessen Hand die Autorität liegt: In der Hand des Herzens oder des Ichs.

Das Ich ist einerseits sehr begrenzt, will sich aber andererseits nicht begrenzen lassen. Und so denken viele: Wenn ich mich jetzt dieser Führung anvertraue, dann bin ich der Sklave und Spielball von Jemand anderem. Und dieser andere meint es sowieso schlecht mit mir, nutzt mich aus und hat mich in der Hand. Im Grunde steckt dahinter einfach ein grundsätzliches Misstrauen gegenüber Autorität.

Wenn wir von Misstrauen sprechen, dann ist an der Wurzel eigentlich Angst. Und wenn wir von unbewusster Angst sprechen, dann wirkt hier eine Distanzierung, die dazu führt, dass ich die Autorität nicht wirklich nahe an mich heranlasse. Ich mache ja auch Familienaufstellungen und ich merke immer wieder, wie schwer es Männern fällt, einfach nur den Satz zu sagen: „Ich bin der Sohn und du bist der Vater“. Diese ganz einfache, natürliche Erkenntnis, die ganz klar und offensichtlich wahr ist: „Ich bin der Sohn und du bist der Vater“. Punkt. So ist es einfach, das ist die Realität. Da winden sich so viele Männer und das heißt dann: ich lasse den Vater gar nicht wirklich nah kommen, sondern bin in Abwehr, Ablehnung oder Urteilen.

Frage: Du sprichst an, dass die männliche Kraft unter einem Generalverdacht steht. Wenn es um Autorität und Kraft, also Aspekte der Yang-Kraft geht, dann wird damit oft Gewalt und Missbrauch verbunden – in Männern und in Frauen?

Steffen: Ja, und es gab und gibt auch diesen Missbrauch. Aber deswegen kann ich die natürliche Yang-Kraft nicht unter Generalverdacht stellen, sondern den Missbrauch da sehen, wo er geschieht: Im Geist. Natürlich ist diese Kraft auch ein Schwert, was manchmal nicht leicht zu nehmen ist.
Und man steht damit auch oft alleine da.

Frage: Was mich zu der Frage bringt: Wenn ich Yang-Kraft zulasse, stehe ich alleine da und ich habe den Mut, mich damit zu zeigen. Ich glaube, das ist ein ganz wichtiges Hemmnis und eine Angst, eben alleine, nackt dazustehen, eine Meinung zu vertreten und vielleicht sind alle anderen anderer Meinung.

Steffen: Ja, das Alleinsein ist auch ein Ausdruck der Yang-Kraft. Das ist ja auch etwas, was vielen Menschen schwer fällt. Warum? Weil die meisten Menschen sich auf unbewusste Weise in der Tiefe wie ein Kind fühlen und Kinder wollen einfach nicht alleine sein. Kinder wollen, dass Mama und Papa immer da sind, damit sie sich sicher und geborgen fühlen und haben nicht die Kraft, die Angst und Unsicherheit des Alleinseins zu spüren. Ein wirklich Erwachsener kann allein sein, er schätzt Alleinsein, er kann verbunden sein und kann allein sein. Aber diese Verhaftung mit bestimmten kindlichen Anteilen, die bewirkt, dass wir das Alleinsein ablehnen bzw. vermeiden.

Frage: Das Monolithische kommt mir da auch wieder in den Sinn und die Bereitschaft für einen Konflikt.

Steffen: Es handelt sich hier um die Bereitschaft, mit Angst dazustehen und mich zu zeigen, mich auszudrücken. Nicht gegen etwas zu kämpfen, sondern dazustehen und auch stehen zu bleiben.

Wichtig ist mir noch an dieser Stelle zu betonen, dass es ja eine äußere und eine innere Sicht dabei gibt. Ein Kind schaut immer nach außen, sieht die Eltern und möchte dazugehören und geliebt werden. Ein Erwachsener kann äußerlich und mehr noch innerlich allein sein. Der Wunsch, dazugehören zu wollen, ist ein kindlicher Wunsch. Und jeder offene Konflikt macht uns unser Alleinsein bewusst.

Frage: Wenn du das Kind erwähnst, das nicht alleine sein will, sondern mit Mama und Papa, stellt sich mir die Frage: Es muss sich ja wohl von beiden lösen, aber ist diese Beziehung zur Mutter, sich aus ihrem Schoß zu lösen, nicht eine besondere Schwierigkeit für den Mann?

Steffen: Ja, das ist sehr wesentlich. Es geht hier um die Heldenreise, die ich in den Männer – Seminaren auch anbiete. Der Held löst sich aus dem Schoß der Mutter, aus dem warmen Nest der Geborgenheit, aus dem Schlaf des unbewussten Verschmolzenseins mit der Liebe und begibt sich auf eine Reise – letzten Endes zu sich selbst. Er möchte diesem inneren Ruf folgen, die Wahrheit wirklich wissen zu wollen. Dies geschieht nicht aus einer Ablehnung gegen die Mutter – auch wenn es solche Phasen geben kann – sondern aus einer Kraft der Erhöhung, des Weitergehens.

Innerlich betrachtet, geht es natürlich nicht um eine Mutterfigur, sondern um den inneren Schlaf eines Menschen, der es nie gewagt hat, seiner Angst ins Auge zu sehen. Für diese innere Reise braucht es Yang – Kraft und den Mut allein zu sein und in eine unsichere, unbekannte Situation hinein zu gehen. Das entspricht natürlich auch einer Entwicklung aus dem kindlichen Bewusstsein ins Erwachsensein. Und die Autorität des Vaters kann nur jemand wirklich schätzen, der bereit ist, die Dominanz der mütterlichen Liebe in sich selbst und die kindliche Regression aufzugeben und erwachsen zu werden. Ich nehme es so wahr, dass es auch – und vielleicht besonders – in spirituellen Kreisen eine Überhöhung der Liebe gegenüber der Wahrheit als ein wesentlicher Aspekt von Yang-Kraft gibt. Die Yang-Kraft wird nicht wirklich geschätzt, denn sie bedeutet eine Konfrontation mit Unwahrheit, mit unangenehmer Wahrheit. Die Liebe, das liebevolle Sein, die Herzöffnung möchte das Ich sehr gerne und sehnt sich danach, aber wenn die Wahrheit aufs Tablett kommt, dann ist das oft eine bittere Pille, die es zu schlucken gilt. Wahrheit und Liebe gehören zusammen, doch oft gibt es eine Überbetonung der Liebe und eine Verdächtigung gegenüber der Wahrheit: „zu hart, herzlos, ohne Mitgefühl“ etc. Aber, dass die Wahrheit einfach die Wahrheit ist und für sich steht, den Geist begrenzt und mich innerlich führen kann, mich innerlich aufrichten kann, mir innerlich einen Halt geben kann, das kann man nur selbst erfahren, wenn man sich dem öffnet und es zulässt. Eben ganz nah rangeht, stehen bleibt und die Wahrheit wertschätzt

Frage: Ja, wenn du das sprichst, dann muss ich natürlich auf OM kommen, durch den ja genau das wirkt. Ich kann aus meiner Erfahrung in all den Jahren sagen, dass es nicht so einfach ist, in dieser Wahrheit, in diesem Schwert die Liebe zu entdecken. Das zieht nicht die Massen an. Anders, als wenn einen zum Beispiel Amma in den Arm nimmt.

Steffen: Das ist genau so.

Frage: Das spiegelt exakt alles, was gesagt wurde.

Steffen: Ja. Ich glaube, es liegt auch daran, dass die Wahrheit sehr nah kommt, dass ich, wenn etwas auf den Punkt gebracht wird – das ist auch ein Aspekt der Yang-Kraft –  nicht mehr nach links oder rechts ausweichen und „Ja, aber“ sagen kann. Das bedeutet ja auch: ich begegne einer Kraft, die mich töten könnte, die das Ich töten könnte. 

Frage: Also, der Punkt ist das Ende.

Steffen: Das Ende. Da wird ein Punkt gesetzt und du kannst nicht ausweichen, du wirst festgenagelt und kannst nicht mehr weg. Es fühlt sich für das Ich an wie der Tod, wenn du das ganz zulässt. ´Ich bin jetzt wirklich innerlich festgenagelt, ich geh da nicht weg`, ist eine innere Situation der Bereitschaft für Wahrheit. Dass die Wahrheit allerdings niemals getrennt ist von Liebe, möchte ich aber wieder erwähnen.

Frage: Ja, sie ist direkt spürbar, diese Kraft des Punktes. Da will man erst mal nicht weiteratmen.

Steffen: Ja, da kommt die Angst. Wenn du dem jetzt nachfühlst, kommst du mit diesem Punkt des Festgenagelt-Seins in Berührung. Und dann bleibt dir eigentlich nur noch das innere Aufgeben, das innere Loslassen und das innere Sich-beugen, dieser Kraft, dieser höheren, größeren Autorität. Wir wissen ja, dass das Ich sich nicht gerne beugen möchte, aber es gibt ja nicht nur das Ich in uns. Es ist der Punkt des Loslassens, an den wir dann durch die Yang-Kraft geführt werden.

Frage: Ich erinnere mich an einen Satz, der mir ganz zu Beginn der Schule kam: „Wenn ich mich beuge, bin ich aufrecht“. Das hört sich paradox an, aber so empfinde ich es.

Steffen: Es ist interessant, dass das Yang, über das wir hier sprechen, uns zu diesem Thema des Sich-beugens führt. Der Geist vieler Menschen ist nicht wirklich bereit, sich zu beugen. Wären wir das, würde uns diese Kraft ganz natürlich zur Verfügung stehen, dann würde sie durch uns fließen. Sie wäre da, wenn wir sie brauchen – Autorität, Kraft, Klarheit. Wir müssten nichts machen, sondern uns der Yang-Kraft beugen und sie respektieren. Ich glaube, das ist ein zentraler Punkt.

Frage: Dieses Beugen würde ich ja eher dem Yin zuordnen, oder?

Schließt sich jetzt der Kreis zu dem Symbol von Yin und Yang?

Steffen: Die Bereitschaft, mich zu beugen, kommt aus dem Yin, aus der weiblichen Seele.

Frage:  Mich beugen, heißt das nicht auch: mich einordnen?

Steffen: Ja. Warum steht uns eigentlich das Yang nicht zur Verfügung oder warum gibt es eben nur dieses verfälschte Yang? Ich glaube, dass das, worüber wir gerade geredet haben, der Schlüssel ist, nämlich das Sich- beugen, was eine Qualität des Yin ist.

Frage: Ich denke auch an die Kampfkunst. Da wird gelehrt: das Yang kann nur aus dem Yin entstehen, wenn es fließt, wenn es weich ist, wenn es beweglich ist.

Steffen: Der Held beugt sich der Erde, der Mutter und dem Yin. Und er beugt sich seiner Angst. Erst dann kann Yang-Kraft aufsteigen und kraftvoll fließen. Diese Anbindung, diese Verwurzelung im Yin ist die Basis für die Kraft. Ansonsten entstehen Gewalt und Missbrauch, was wir in der heutigen Zeit oft erfahren. Einerseits eine Schwächung der Yang-Kraft, andererseits eine falsche Überbetonung.

Wenn wir ein erwachsenes und bewusstes Leben führen wollen, dann sollten wir wieder in den natürlichen Fluss dieser inneren Kräfte kommen. Dies gelingt uns nur, wenn wir ehrlich und radikal erforschen, wie wir Yin und Yang belegt und blockiert haben. Wenn diese geistigen Muster gesehen, gefühlt und losgelassen werden, stehen uns natürlich die Kräfte des Yin und des Yang zur Verfügung. 

Frage: Danke, Steffen, für dieses Gespräch!

Weiterführende Empfehlung:

advaitaJournal Vol. 14 / Männliche Seele – Weibliche Seele

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2 Kommentare

  1. Katharina

    Ein Aha-Erlebnis hat mich soeben im Inneren erreicht, als ich den Kommentar mit der Weizenallergie las, welches ein Vater-Thema, auch für mich, darstellt. Einige Puzzle-Teile haben sich nun zusammengefügt. Ich bin sehr dankbar. Jetzt kann ich erkennen, dass mein Vater sehr wenig in seiner Yang-Kraft war und meine Mutter daher in dieser Kraft dominierte. Ich erkenne, dass sich dieses Thema nun mit meinem Sohn und meinem Mann wiederholt. Ich werde leider oft sehr dominant, die diese Yang-Kraft niederschmettert. Es wiederholt sich also nun die gleiche elterliche Rollenverteilung wie einst. Ich muss lernen mich zu biegen und zu beugen und mich der männlichen Kraft hinzugeben. “ Wenn ich mich beuge, dann bin ich aufrecht.“ Diese Worte sind nun in meinem Herzen hängengeblieben.

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  2. Renate

    Ein berührendes und sehr klares Interview. Ich möchte noch etwas über die körperliche Auswirkung der fehlenden Yan Kraft hinzufügen. Es zeigte sich in meiner Arbeit, dass Menschen mit fehlender oder fehl geleiteter Yan Kraft immer eine Weizenallergie haben.Allergie bedeutet auf der immunologischen Ebene einen Kampf, der nach Innen gegen sich selbst geführt wird. Der Körper sucht sich ja immer ein Symbol, das diesen inneren Kampf ausdrückt. und wenn wir den Weizen betrachten, sehen wir wie dieses Korn gerade und in seiner Kraft aufgerichtet in der Sonne steht.

    Diese Allergie kennzeichnet einen Kampf im Inneren gegen diese Kraft, IMMER assoziiert mit einer Vaterproblematik.Die meisten Menschen können das nachvollziehen..Wenige nicht. Ich erinnere mich an einen Mann, der empört ausrief, dass das überhaupt nicht stimmen kann, als ich ihn darauf ansprach. Er hätte seinen Vater überhaupt nicht gekannt.
    Und gerade das, der fehlende Vater, ist das größte Trauma.

    Ich konnte beobachten , dass die Weizenallergie sofort von einem auf den anderen Tag verschwindet, wenn die Betroffenen diesbezüglich einen Weg der Heilung finden. Und Steffens Erfahrung kann ich nur bestätigen, dass nur ganz wenige wirklich tiefer gehen wollen , die Information wird nahezu vergessen und lieber der bequemere Weg gegangen wird, in dem der Weizen in der Ernährung weggelassen wird.

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